Bar
WORUM GEHT ES?
Die Bar – ein wuseliger Arbeitsbereich. Hier birgt die Getränkekühlung das größte Potenzial CO2, Geld und Energie zu sparen. Kühlschränke im Club sind richtige Energiefresser.
Neben den Kühlgeräten geben wir euch in diesem Kapitel aber auch Tipps zu urbaner Logistik und regionaler und nachhaltiger Beschaffung von Produkten für den Club, wiegen Leitungswasser gegen Flaschenwasser auf und legen euch Mehrwegflaschen sehr ans Herz.
ZUM DOWNLOAD DER CHECKLISTE „BAR“ GEHT ES HIER.
II. Leitungswasser oder Flaschenwasser?
III. Logistik: Regionale Getränke & nachhaltige Beschaffung
V. Handabwasch oder Spülmaschine?
WAS KÖNNT IHR UMSETZEN?
Kühlschränke sind leider echte Stromfresser – besonders wenn sie älter als zehn Jahre sind. Der Hauptstromverbrauch in eurem Club wird daher sehr oft durch die Getränkekühlung verursacht.
Ist es ratsam, sich einen neuen Kühlschrank zu besorgen?
Wahrscheinlich schon, aber um das herauszufinden, könnt ihr zunächst den Energieverbrauch eurer Kühlschränke nachmessen. Dazu braucht ihr ein Strommessgerät. Wenn ihr euch kein eigenes kaufen wollt, könnt ihr euch ganz einfach beim größten Energieversorger, den Stadtwerken eurer Stadt oder der Verbraucherzentrale eins ausleihen. Dann messt ihr 24 Stunden lang euren Stromverbrauch. Einmal an einem veranstaltungsfreien Tag und einmal an einem Veranstaltungstag. Bei Geräten, die dauerhaft im Betrieb sind, sollte über einen längeren Zeitraum gemessen werden. Das Energiemessgerät wird euch dann genau anzeigen, wie viel ihr bei eurem Testlauf verbraucht habt. Damit könnt ihr dann euren ungefähren Jahresverbrauch pro Gerät berechnen: Ihr multipliziert den gemessenen Verbrauch mit den Veranstaltungstagen und spielfreien Tagen.
Außerdem solltet ihr berücksichtigen, wie viele Liter der Kühlschrank fasst. Ihr berechnet also den Stromverbrauch pro Liter. Diese Werte könnt ihr dann für alle Kühlschränke vergleichen und die Geräte zuerst austauschen, die überdurchschnittlich viel verbrauchen. Wie das genau geht, erklären wir in diesem Video.
Wenn euer Jahresverbrauch zu hoch ausfällt, braucht ihr wahrscheinlich einen neuen Kühlschrank. Dazu ist es wichtig, die Energieeffizienzklasse eures Kühlgerätes zu kennen. Schaut mal an eurem Gerät nach dem Energielabel.
Ältere Etiketten sind mit Plus-Klassen gekennzeichnet, wobei hier die sparsamen Energieeffizienz-klassen A+++ oder A++ empfehlens-wert sind. Ab März 2021 hat sich das EU-Energielabel angepasst. Die Ener-gieklassen werden nun von A (beste) bis G (schlechteste) kategorisiert. Die bis dato energieeffizientesten Kühlge-räte fielen hierbei in die Kategorie B oder C. Mittlerweile können Edelstahl-Gewerbekühlschränke auch aus der Klasse A erworben werden
Bei einer Neuanschaffung findet ihr auf der Plattform Ecotopten alle Informationen, die ihr für den Kauf eines energieeffizienten Kühlgerätes braucht. Neben der Energieklasse sind auch die Kilowattstunden pro Jahr und die Kilowattstunden pro Liter entscheidend. Je weniger Kilowattstunden der Kühlschrank verbraucht, desto besser! Zuletzt ist noch die Klimaklasse bei einem Neukauf relevant:
- Klimaklasse N (Normal) ist am besten für beheizte Räume mit einer Umgebungstemperatur von 16 – 32 °C geeignet.
- Klimaklasse SN (Subnormal) fühlt sich in einem unbeheizten Raum bei 10 – 32 °C wohl.
Auch wenn die Anschaffungskosten für einen neuen Kühlschrank erst einmal hoch erscheinen, gleicht sich das durch die Ersparnisse bei den Stromkosten schon nach kurzer Zeit wieder aus. Da neue Kühlschränke gegenüber alten Gebrauchtgeräten sehr viel (ca. 50 %) Stromkosten sparen, amortisieren sie sich auch sehr schnell. Dies kann bedeuten, dass die Investition für einen neuen sparsamen Kühlschrank schon nach drei Jahren über eingesparte Kosten getilgt ist. Je sparsamer – desto schneller!
Falls ihr an Sponsoren gebunden seid, solltet ihr euch mit ihnen darüber austauschen, was ihr gemeinsam tun könnt, um eure Getränkekühlung effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Glastürkühlschränke sind sehr beliebt und vielleicht auch werbewirksam, aber ein Kühlgerät ohne Glastür spart enorme Energiekosten. Zum Beispiel könntet ihr kreativ aktiv werden und die Türen eurer Kühlschränke künstlerisch aufhübschen. Wenn das nicht möglich ist, sollten zumindest im Backstagebereich und bei den Teamkühlschränken Haushaltskühlschränke ohne Glastür zum Einsatz kommen.
Wenn ihr die räumlichen und finanziellen Möglichkeiten habt, könntet ihr statt mehrerer Kühlschränke im Lager auch eine Kühlzelle einbauen lassen. Dieses begehbare Kühlraumwunder mit hochwertigen Kühlaggregaten hat den Vorteil, dass übersichtlich und klar strukturiert gelagert werden kann, die Temperatur gleichmäßig verteilt wird und die Luftfeuchtigkeit optimal angepasst ist. Kühlzellen sind sehr gut isoliert und benötigen nur wenig Energie.
Weitere Ideen, um Energie, Kosten und CO2 zu sparen:
- Kühlgeräte auch mal ausschalten
Wenn der Club an drei Tagen in der Woche in Betrieb ist, könnt ihr die Kühlgeräte für die restlichen Tage ruhig ausschalten. Wie ihr das richtig macht und ob euer Kühlschrank das verträgt, solltet ihr vorher in der Gebrauchsanweisung eures Gerätes nachlesen. Ansonsten gilt: So oft wie möglich Stecker aus der Dose!
- Sanft vorkühlen
Wenn ihr den Kühlschrank vor einer Veranstaltung wieder einschaltet, ist es ratsam, das Gerät effizient vorzukühlen. Dabei wollt ihr eine sanfte Kühlkurve erreichen. Idealerweise beginnt ihr damit 12 Stunden vor Veranstaltungsbeginn. Die optimale Kühlschranktemperatur liegt zwischen 7 °C und 8 °C, alles darunter ist verschwendete Energie. Ihr könnt eine zeit- und temperaturgesteuerte Regelung der Getränkekühlung festlegen, um Getränke vor der Veranstaltung zu kühlen. Ein Kühlschrankthermometer hilft dabei, die richtige Temperatur zu halten.
- Tut eurem Kühlschrank etwas Gutes
Der optimale Stellplatz für Kühl- und Gefriergeräte befindet sich dort, wo es circa 10 °C warm ist. Also möglichst weit weg von Heizung, Heizungsrohren, Spülmaschinen, Eiswürfelmaschinen oder Sonneneinstrahlung, denn sonst muss euer Kühlschrank doppelt so viel arbeiten, um seine volle Leistung zu erbringen. Außerdem sollte die Rückseite des Gerätes regelmäßig abgestaubt und entfettet werden.
- Kühlschranktüren nicht offen stehen lassen
Lasst die Türen von Kühlschränken und Kühlräumen immer nur so kurz wie möglich offen, um das Eindringen warmer, feuchter Luft zu minimieren. Durch das Entweichen der kalten Luft brauchen die Kühlgeräte, um die vorherige Temperatur wiederherzustellen, so viel Strom wie eine 60 Watt-Glühbirne, die zehn Minuten lang brennt.
- Füllt den Kühlschrank voll auf
Befüllt die Kühlgeräte bis auf den letzten Platz, um jede kühle Stelle des Gerätes zu nutzen und so wenig warme Luft wie möglich reinzulassen.
- Abtauen nicht vergessen
Beim Gefrierschrank reichen -18 °C völlig aus. Wenn eure Gefriertruhe vereist ist, muss das Gerät sofort abgetaut werden. Aber auch beim Kühlschrank verbraucht jeder Millimeter Eis bis zu 15 % zusätzliche Energie und ist dadurch mit extremen Mehrkosten verbunden.
- Minikühlschrank? Weg damit!
Absolut nicht empfehlenswert sind Mini-Tischkühlschränke, die gut beleuchtet die Ware präsentieren, aber genauso viel Strom verbrauchen wie große Geräte.
- Kühlgerät korrekt entsorgen
Elektrogeräte gehören nicht in den Hausmüll, sondern müssen auf den Recyclinghöfen der BSR entsorgt werden. Außerdem bieten Händler*innen und Hersteller*innen häufig eine Rücknahme von Kühlgeräten an.
II. Leitungswasser oder Flaschenwasser?
Es gibt viele Vorteile, Leitungswasser auszuschenken. Herstellung, Reinigung und Recycling von Getränkeverpackungen entfallen. Genau wie der Transport und das Kühlen der Getränke.
Der größte Vorteil ist, dass Leitungswasser die günstigste, energiesparendste und ökologischste Variante an Getränken ist, die ihr in eurem Club anbieten könnt. In Berlin kostet der Liter einen halben Cent und das bei sehr guter Qualität. Für einen Liter ungekühltes Mineralwasser in Flaschen werden 211 Gramm CO2 ausgestoßen. Für einen Liter ungekühltes Berliner Trinkwasser aus der Leitung nur 0,3 Gramm. (Gutes Wasser to–go – klimaschonend und plastikfrei, 2021)
Da Leitungswasser kostenlos bleiben sollte und ihr mit dieser Variante des Getränkeangebotes weniger verdient – aber viel an Wertschätzung und Ansehen gewinnt –, wäre es eine Möglichkeit, das Leitungswasser auf Spendenbasis oder mit einer Servicepauschale auszuschenken. Die Hälfte des Geldes könntet ihr dann an ein tolles (Wasser-)Projekt o. Ä. spenden.
Falls ihr den Eindruck habt, dass euer Leitungswasser sonderbar schmeckt, gibt es spezielle Filter, die die Qualität des Wassers erhöhen und Kalk, Hormone, Pestizide, Schwermetalle, Chlor usw. reduzieren beziehungsweise entfernen. Beispielsweise mit den Filtersystemen des Hamburger Unternehmens The Local Water.
Wenn ihr euch mit Flaschenwasser wohler fühlt, empfehlen wir zum Beispiel die soziale Alternative Viva con Agua Wasser. Neben dem Wasservertrieb setzt sich die Hamburger Organisation für einen weltweiten menschenwürdigen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung ein.
III. Logistik: Regionale Getränke & nachhaltige Beschaffung
Euer Clubbesuch will während der Party natürlich das ein oder andere Getränk konsumieren. Aber wie bekommt ihr Getränke, Gastro- und Cateringbedarf klimafreundlich in den Club? Der Schlüssel ist ein nachhaltiges Beschaffungsmanagement. Konkret bedeutet das, bewusst Produkte und Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, die von der Herstellung bis zur Entsorgung, unter Berücksichtigung sozialer, ökologischer und ökonomischer Aspekte, geringe negative Folgen für die Umwelt haben. Per SelfCheck könnt ihr euer Beschaffungsmanagement unter die Lupe nehmen.
- Lokal und regional kaufen
Holt ihr die Getränke selber ab? Wenn nicht, lohnt sich ein Blick in euer Sortiment: Je weiter weg die Getränke abgefüllt werden, umso mehr CO2-Emissionen werden durch den Transport verursacht. Ihr solltet daher regionale Getränkeanbieter*innen bevorzugen. Zum Beispiel kann euch das Getränke- und Handelskollektiv GEKKO mit vielen unterschiedlichen regionalen Getränken versorgen. GEKKO handelt als Genossenschaft, Solidar- und Selbstverwaltungsgemeinschaft. Das heißt, alle Beteiligten (Produzent*innen, Lieferant*innen, Kund*innen und GEKKO-Mitarbeiter*innen) erhalten dasselbe Gehalt. Ziel ist es, ein gesellschaftlich faires Miteinander und den nachhaltigen regionalen Handel zu fördern.
Außerdem empfehlen wir euch, das Gespräch mit euren Getränkelieferant*innen zu suchen: Vielleicht sind sie bisher noch nicht auf umweltfreundlichere Fahrzeuge, wie E-Transporter, umgestiegen, weil sie davon ausgehen, dass sich ihre Kund*innen nicht dafür interessieren?
- Seltener und dafür mehr bestellen
Sofern ihr die Möglichkeit habt, Getränke zu lagern, versucht es mit größeren Bestellungen, um Fahrten zu vermeiden. Dafür könnt ihr einfach eure vergangenen Bestellungen unter die Lupe nehmen: In welcher Jahreszeit geht welches Getränk besonders gut weg, wann musstet ihr was nachbestellen? Moderne Kassensysteme helfen euch bei der Analyse und Auswertung eurer Daten.
- Auf (E-)Lastenräder umsteigen
Lastenradfahren fetzt! Ob Flyer, technisches Equipment, Getränkenachschub, Catering oder sogar Personen – mit den Rädern kann man erstaunlich viel transportieren und auch sonst bieten (E-)Lastenräder eine Menge Vorteile. Ihr seid keinen nervigen Staus ausgesetzt, vergeudet keine Zeit bei der Parkplatzsuche, Anschaffung und Wartung sind deutlich günstiger als bei Autos und Lastwagen und ganz nebenbei macht es auch noch richtig Spaß. Außerdem gibt es eine große Auswahl an Angeboten: Lastenräder oder Anhänger? Kaufen, mieten, leasen oder selber bauen? Ein- oder zweispurig? Mit E-Motor oder ohne? Zwei, drei oder vier Räder? Offen geschlossen oder mit speziellen Aufbauten? Mit oder ohne Förderung? Ihr habt die Qual der Wahl.
- Lieferung per E-Lastenrad
Es gibt umweltfreundliche Transporte, wie Cycle Logistics oder das Fahrwerk Berlin, die für euch kleine Dienste erledigen können. Cycle Logistics kann sogar bis zu 250 Kilogramm mit einem E-Lastenrad transportieren, Fahrwerk Berlin transportiert bis zu 30 Kilogramm und bietet darüber hinaus auch einen Kurierdienst mit E-Transportern oder E-PKWs an.
IV. Pfand
Wie sieht’s bei eurem Rückgabesystem von Bechern, Gläsern und Flaschen aus? Wir empfehlen das Mehrwegsystem. PET-Mehrwegflaschen sind eine weitverbreitete Verpackung für alkoholfreie Getränke, regional befüllte Mehrwegflaschen aus Glas entlasten die Umwelt hingegen viel wirkungsvoller. Sie können im Barbereich und gleichzeitig auch bei den, von den Lieferant*innen genutzten, Verpackungen zum Einsatz kommen. Wichtig ist: PET-Flaschen nicht in die Sonne stellen, denn durch Hitze und UV-Strahlung lösen sich schädliche Stoffe aus dem Kunststoff.
V. Handabwasch oder Spülmaschine?
Gute Frage! Aus ökologischer Sicht ist die Spülmaschine die nachhaltigere Methode gegenüber dem Handabwasch. Mit dem Spülmaschinenrechner könnt ihr testen, ob sich ein neues Gerät für euch lohnen würde.
Nach einer Studie der Universität Bonn (2011) wissen wir es nun genau: Geschirrspüler schlägt Mensch! Der Wasserbrauch der Maschine lässt sich gegenüber dem Handabwasch um 50 Prozent einsparen. Das Wichtigste beim Nutzen einer Spülmaschine ist, sie richtig und vor allem voll zu beladen. Die neusten Maschinen sind für 14 Gedecke gedacht. Die energieeffizientesten Modelle finden ihr bei ecotopten.
Allerdings sieht es bei Gewerbemaschinen wieder anders aus, denn die spülen sehr schnell und sehr heiß und haben dadurch einen sehr hohen Wasserverbrauch. Eure Gläserspülgeräte sollten selbstverständlich keimfrei, mit kaltem Vorspülen und ökologisch abbaubaren Spültabs laufen.
ZUM DOWNLOAD DER CHECKLISTE „BAR“ GEHT ES HIER.
Ihr habt Fragen und/oder Anregungen? Meldet Euch gerne per E-Mail bei uns: clubliebe e.V. hello@clubliebe-festival.org oder über das Kontaktformular.
Kontaktformular:
LINKS
The Story of Bottled Water (Video, 08:05min)
Viva con Agua de Sankt Pauli e.V.
a tip:tap e.V. – Projekt Leitungswasser
TrinkWasserfilter: The Local Water
GEKKO – Handelskollektiv Berlin
Energieeffizienz von Kühlschränken
CityLog GmbH – BentoBox-Konzept
Cycle Logistics – Lieferung per Elektro-Lastenrad
♦
Kontakt
clubliebe e.V.
Freunde der musikalischen Weltrettung
c/o BUND Berlin e.V.
Crellestraße 35 • 10827 Berlin
♦
Clubcommission Berlin e.V.
Johanna Stark
Brückenstr.1 • 10179 Berlin
jst@clubcommission.de • 030/27 57 66 99